Ich plane das Leben nicht. Es kommt!
Bruno Genty liebt Freiheit und Einfachheit, aber auch Disziplin. Als Sohn eines Clowns hadert er in jungen Jahren mit Autorität, sucht kontinuierlich seinen Lebensweg und findet ihn zuerst im Ball- und dann im Reitsport und schließlich auf der Bühne.
Mit über 60 Jahren beginnt der französische Tänzer nun seine dritte Karriere, die Fragen bleiben für ihn im Tanz wohl aber stets die gleichen: Wo fängt die Bewegung an? Wo ist das Gewicht? Und: Warum machst du das? Veränderungen im Leben sieht der großartige Pädagoge als Geschenk, denn immer wieder gilt: Es gibt Hoffnung!
Bruno Genty, geb. 1958 in Nemours/Frankreich, erhielt seine Ausbildung im Klassischen, Modernen und Zeitgenössischen Tanz u.a. bei Joseph Russillio, am Centre International de Dance und an der Scola Cantorum in Paris. Neben Waehners Ansatz einer evolutiven Pädagogik und der von ihr vermittelten choreografischen Trainingsmethode nach Mary Wigman wurde er durch die Tanztechnik von Aaron Osborne nach José Limon, die Body-Work-Techniken von Peter Gross und die Mimen-Techniken nach Pinok et Matho beeinflusst. Bereits während seines Studiums wurde Waehner eine seiner wichtigsten Mentoren und später wurde er ihr Assistent. Genty war zudem langjähriger Tänzer in der Company von Karin Waehner, Michel Caserta und zuletzt bei Philippe Tresserra, bevor er eigene Wege ging. Er unterrichtete und choreografierte seit den 1990er Jahren in zahlreichen Opern, Theatern, Universitäten und Tanzschulen. Stationen waren u.a. die Schola Cantorum in Paris, die Karls Universität in Prag, das Prager Kammerballett von Pavel Šmok, die Oper des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava, Staatliche Oper und Ensemble Trakia in Bulgarien/Plovdiv, das Dance Place-Center in Washington DC, SZENE Salzburg oder das Landestheater Linz. Zudem war er 1989/1990 Ballettmeister beim Europa Ballett von Chalon-sur-Saône, dem auch Michaël Denard verbunden war.
Seine Themen sind die Einsamkeit, das Bedürfnis nach Freundschaft und Kommunikation, Toleranz und Selbstachtung. Sein Stil basiert auf einem intensiven Training, ist aber nicht auf Technik ausgerichtet. Er entsteht durch die individuellen Erfahrungen, die Erforschungen zu poetischen Geschichten und deren Übersetzungen mittels Improvisation in eine absurde, fiktive Realität. Auf dieser Grundlage arbeitet er auch häufig mit Laien und im öffentlichen Raum wie beispielsweise 1998, als er zu einem inszenierten Ball auf der Grundlage von M. Duras Indiasong einlud. 2009/2010 war er in die choreografische und tanztechnische Rekonstruktion von Les Marches für deren Verschriftlichung eingebunden. Seitdem beschäftigt er sich verstärkt mit dem modernen choreografischen Repertoire des 20. Jahrhunderts. Zudem ist er seit einigen Jahren Dozent für Zeitgenössischen Tanz, Repertoire und Didaktik der Tanzpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz sowie am Pôle d’Enseignement Supérieur Musique et Danse der Universität Michel de Montaigne in Bordeaux, welche ein staatliches Diplom für Tanzpädagogik vergibt.